Ahmed (Name geändert) kam 2015 aus Afghanistan nach Deutschland. Die Familie hatte sich entschieden, Ahmed ins sichere Europa zu schicken, nachdem der Vater zweimal von den Taliban entführt und nur gegen Lösegeld wieder freigelassen worden war. Nun fürchteten die Eltern, dass auch Ahmed früher oder später von den Terroristen entführt werden würde.
Ahmed war 13 Jahre alt, als er mit seinem 17-jährigen Cousin Afghanistan verließ. Zunächst flogen sie in die Türkei, dann ging es mit Schleppern über die Balkanroute weiter. Die Flucht war ein einziger Albtraum für den Teenager. Er sah ein Kind ertrinken, wurde Zeuge von Erschießungen und Vergewaltigungen auf offener Straße. In Mazedonien verlor Ahmed seinen Cousin und wollte in seiner großen Angst zurück nach Afghanistan fliehen. Daraufhin hielt ihm einer der Schlepper eine Pistole an den Kopf und zwang ihn zum Weitergehen. Irgendwie gelangte er nach Frankfurt und von dort nach Hamburg, wo er 2016 in einer unserer Flüchtlingsklassen untergebracht wurde.
Ahmed möchte viel lernen und später vielleicht einmal Arzt werden. Es spielt gerne Fußball. Er vermisst seine Eltern und seine beiden Schwestern. Die Fluchterlebnisse lassen ihn nicht los. Er hat Angst vor der Zukunft. Wenn er morgens in die Schule kommt, gibt er mir immer die Hand und fragt: »Wie geht es Ihnen?«
In dem Aufruf Jesu im Tagesvers sind auch Menschen wie Ahmed einbezogen. Er macht keine Unterschiede nach Abstammung oder sozialem Stand. Das fordert heute Christen heraus, zu seinem Angebot zu stehen und sich ihm anzuschließen. Die innere Einstellung entscheidet, ob man Gelegenheiten erkennt und wahrnimmt. Aus der barmherzigen Aufnahme solcher Menschen kann für sie der Schritt in ein neues Leben werden. Martin von der Mühlen