Langmut hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Das sieht man ja schon an unserem Tagesvers. Da lesen wir knallhart, dass wenn alle Langmut Gottes in den Wind geschlagen wird, unweigerlich das Verlorensein die Folge ist. Gott ist ein heiliger und gerechter Gott, der niemals seine Maßstäbe ändert, wie es bei uns Menschen dauernd vorkommt. Nein, er ist nur äußerst langmütig. Und das kommt daher, weil er nicht nur heilig und gerecht, sondern im gleichen Maß voller Liebe ist.
Wörtlich übersetzt heißt das Wort »Fern vom Grimm sein«. Gott liegt es fern, grimmig auf seine Geschöpfe zu blicken und nur aufzupassen, wo jemand etwas Schlechtes tut, um dann gleich zuzuschlagen. Nein, er wartet nun schon seit Jahrtausenden, dass sich die Menschen zu ihm wenden und seine Gnade dankbar annehmen. Er hatte ihnen die Möglichkeit eröffnet, in der Arche vor der Sintflut gerettet zu werden, er hatte ihnen die Zehn Gebote diktiert, damit sie ihr Leben daran ausrichten konnten, um ihm wohl zu gefallen. Er hat ihnen Propheten und Lehrer geschickt, um die Menschen immer wieder auf Gottes Gerechtigkeit hinzuweisen.
Vor 2000 Jahren sandte er sogar seinen Sohn, um uns zu retten. Den haben sie ans Kreuz geschlagen, anstatt ihn dankbar zu empfangen. All das beschreibt nur immer wieder Gottes Langmut, und dass er fern vom Grimm das Beste der Menschen sucht.
Aber diese Langmut wartet nicht bis auf den Sankt Nimmerleinstag. Der göttliche Fahrplan mit dieser Welt wird durch unsere Widersetzlichkeit keine Verspätung aufweisen.
Bis dahin sollen auch alle, die den Gott der Liebe kennen, an allen Menschen Langmut erweisen, so wie Gott es mit ihnen gemacht hat.
Hermann Grabe