Meine Freundin erzählte mir ihre Geschichte, an der sie lange schwer zu tragen hatte: »Jahrelang hatte ich mich mit meinem Mann gut verstanden. Außer einigen Streitereien, besonders mit dessen Mutter, war alles bisher ganz friedlich verlaufen. Aber dann kam der Neujahrstag, an dem alles anders wurde.
Mein Mann sagte, er wolle hinausgehen, um eine Zigarette zu rauchen. Als er gar nicht wiederkommen wollte, ging ich hinaus und sah, dass er telefonierte. Seine Stimme klang sehr lieb, und was ich aufschnappte, waren Zärtlichkeiten. Plötzlich sah er mich und wusste, dass ich mehr gehört hatte, als ich sollte, und erklärte mir, die Sache liefe schon ungefähr ein halbes Jahr, er wolle aber bei seiner Familie bleiben, weil er mich und die Kinder liebe. Außerdem würde er die andere Beziehung sofort abbrechen.
Jetzt kam eine schwere Zeit für mich. Natürlich versuchte ich, ihm zu vergeben, weil Gott auch mir alle meine Sünden vergeben hat. Aber ich wurde mit dem Vertrauensbruch nicht fertig. Ich konnte kaum etwas essen, und wenn ich es tat, hatte ich mit Brechreiz zu kämpfen. Weil aber mein Mann die Verbindung schnell aufgegeben hatte und ganz zu uns zurückgekehrt war, begann auch für mich ein langsamer Heilungsprozess.
So fuhren wir auch gemeinsam in den Sommerurlaub, und als wir an einer Autobahnraststätte hielten, verspürte ich zum ersten mal wieder Hunger. Das war ein schöner Tag für mich.«
Mit der Ehe hat Gott uns Menschen das schönste Geschenk gemacht, das es auf dieser leidgeplagten Erde gibt. Gerade darum hat der Bruch dieser Verbindung für den Partner und die Kinder oft katastrophale Folgen. Etwas so Kostbares muss sorgsam gehütet werden. Anna Schulz