Ich erinnere mich noch gut an eine Physikstunde in der 8. Klasse, die recht ungewöhnlich begonnen hat. Unser Physiklehrer stand vor uns und wartete, bis es mucksmäuschenstill war. Dann streckte er seine rechte Hand aus und ließ wortlos ein Stück Kreide zu Boden fallen. Danach fragte er nur: »Warum?« Was ist der Grund, dass ein Stück Kreide zu Boden fällt, wenn man es loslässt? Nach dieser eindrücklichen Einleitung brachte uns der Lehrer die Grundlagen der Schwerkraft bei. Sie beruht auf dem physikalischen Gesetz, dass sich die Massen zweier Körper anziehen – in diesem Fall die eines Stücks Kreide und die der Erde.
»Warum?« Diese Frage könnten wir auch im Bezug auf den Zustand unserer Welt stellen. Warum gibt es so viel Egoismus, Neid, Bosheit, Hass, Streit, Grausamkeit, Krieg und Mord? Warum handeln schon Kinder egoistisch, lügen und sind ungehorsam? Warum sind Ehen zerrüttet, Freundschaften zerbrochen, Leben zerstört? Die Antwort lautet: Es gibt ein »geistliches Grundgesetz«, das uns von Geburt an »in den Knochen steckt«: Wir haben einen natürlichen Hang zu sündigen! Sünde hat ihren Ursprung im Paradies, als Adam und Eva das einzige Gebot übertraten, das Gott ihnen gegeben hatte. Als Nachkommen des ersten Menschenpaares stellen wir täglich unter Beweis, dass auch wir unter die Sünde versklavt sind. Jesus Christus deckt in unserem Tagesspruch schonungslos unser Problem auf: »Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave.« Doch der Sohn Gottes ist auch gekommen, »um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen und aus dem Gefängnis, die in der Finsternis sitzen« (Jesaja 42,7). Peter Güthler