Eine schwere Darmgrippe hatte mich niedergestreckt. Endlich ging es wieder aufwärts. Gerne hätte ich meinen Schwiegervater, der im Krankenhaus lag, besucht. Durch meinen Infekt war es aber unmöglich gewesen. Jetzt fühlte ich mich wieder besser, sollte aber erst am nächsten Tag den Besuch im Krankenhaus nachholen. Die Zeit nutzte ich, um die Sommerreifen an meinem Auto zu montieren. Bei einem Rad drehte ich mit dem Drehmomentschlüssel einen Radbolzen ab. So etwas war mir noch nie passiert. Bei allen anderen Radbolzen knackte der Schlüssel, hier nicht. Ich rief in der Werkstatt an und bekam für den nächsten Tag einen Termin für die Reparatur. Aber ich wollte doch den Besuch machen. Nun, der Besuch fand dann eben eine halbe Stunde später statt als geplant. Im Zimmer befand sich noch ein älterer Herr. Er hatte Besuch von seinen Kindern und lag wohl im Sterben. Dann sah ich, wie der alte Mann seinen letzten Atemzug tat, und er war in der Ewigkeit. Wir wurden aus dem Zimmer geschickt; im Flur stand die Schwiegertochter des Verstorbenen. Sie weinte bitterlich. Sie hatte ihn so gebeten, sein Leben mit Gott zu ordnen. Er wollte nicht! Da wir uns kannten, kam sie zu mir, und ich nahm sie einfach in den Arm, sagte aber kein Wort. Dann kam ihr Mann auf uns zu, und auch ihn durfte ich herzlich in den Arm nehmen. Die Frage, ob ich mit ihnen beten dürfe, bejahten sie. So betete ich für sie und die anderen Angehörigen. Die Frau meinte dann, dass es so gut war, dass ich gerade jetzt dort gewesen bin. Da war mir auf einmal klar, weshalb mir das Missgeschick mit dem Radbolzen passieren musste. Gott macht Programm und er macht immer Maßarbeit.
Joschi Frühstück