In einer griechischen Sage erfindet Dädalus für sich und seinen Sohn Ikarus Flügel. Dazu befestigt er Federn mit Wachs an einem Gestänge. Vor dem Start schärft er Ikarus ein, nicht zu hoch zu fliegen, weil ihn sonst die Hitze der Sonne zum Absturz bringen würde. Zuerst geht alles gut, aber nachdem sie ein Stück weit geflogen sind, wird Ikarus übermütig und steigt so hoch hinauf, dass die Sonne das Wachs seiner Flügel schmilzt, die Federn sich lösen und er ins Meer stürzt.
Zu allen Zeiten gibt es Menschen wie Ikarus, die in ihrem Herzen die Sehnsucht tragen, »aufzusteigen« und es im Leben »zu etwas zu bringen«. Baruch, Schreibgehilfe des Propheten Jeremia, ist ein solcher Mensch. Am Zenit seines Lebens angekommen, blickt er zurück und stellt fest, dass die »großen Dinge« ausgeblieben sind; noch immer verbringt er seine Tage als scheinbar unbedeutender »Handlanger«. Als ihm das bewusst wird, geht es ihm ähnlich wie Ikarus. Er erlebt einen (seelischen) Absturz: »Ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht.« (Jeremia 45,3) In dieser Situation erinnert ihn Gott daran, dass nichts, wonach er auf dieser Welt für sich selbst trachtet, seien es Geld, Macht oder Ehre, für ewig Bestand haben wird (Verse 4-5).
Diese Ermahnung gilt auch uns. Gott sagt zu dem, »der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist im Blick auf Gott«: »Du Tor! In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Was du aber bereitet hast, für wen wird es sein?« (Lukas 12,20-21). Achten wir daher auf die Ermahnung der Heiligen Schrift: »Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist!« (Kolosser 3,2). Peter Güthler