Oftmals sind es minimale Kleinigkeiten, die uns schrecklich aufregen können. Den Brummer, der uns stundenlang um den Kopf herumfliegt, können wir schließlich mit der Fliegenklatsche erledigen. Aber mit unseren lieben Hausgenossen dürfen wir nicht so verfahren, obwohl sie immer wieder die Tür offen stehen lassen, wo sie doch wissen, dass dann ein neuer Brummer hereinfliegen kann. Und dann fangen wir an zu schimpfen.
Sie werden sagen: »Na, das sind doch Lappalien!« Genau, das sind sie, und doch geraten sich die Menschen darum in die Haare, Menschen, von denen wir meinen, sie müssten einander liebhaben und daher alles daransetzen, dass es ihren »Lieben« auch wirklich gutgeht.
Und wie kommt es zu solchem Fehlverhalten? Die ernüchternde Antwort ist, dass wir Menschen von Natur ausgeprägte Egoisten sind, auch wenn wir das öffentlich weit von uns weisen würden. Und bei Egoisten ist immer nur für einen Platz – höchstens noch für ein paar Dienstboten. Das muss aber durchaus nicht so bleiben.
Unser Tagesvers hat da den richtigen Ton getroffen. Zuerst erinnert er die Glaubenden an ihre hohe Stellung. Wenn man die im Blick hat, sollte das Verlangen nach Erbarmen, Güte, Demut und Vergebungsbereitschaft keine Überforderung mehr darstellen.
Und wer sich noch nicht sicher ist, ob er zu den Auserwählten Gottes gehört, dem wird hier ein Angebot unterbreitet, das er doch unmöglich ausschlagen kann. Die Tür zu dieser so wundervoll Frieden stiftenden Haltung steht weit offen; denn Christus vergibt auch heute noch jedem, der ihn darum aufrichtig bittet. Und es kostet uns nichts als unseren elenden Stolz; denn Christus hat alles für uns bereits bezahlt.
Hermann Grabe