Seit Jahrhunderten leben alle Marschbauern in Nord-, Ost- und Westfriesland mit dieser Erkenntnis. Marschland ist dem Meer abgerungenes Land von unglaublicher Fruchtbarkeit. Nach immer demselben Prinzip wurden mehr und mehr sogenannte »Polderwiesen« geschaffen: Bei Ebbe ins Wattenmeer gesetzte Reisigzäune hielten den fruchtbaren Schlick zurück, bis langsam Flächen entstanden, auf denen sich die ersten salzunempfindlichen Pflanzen ansiedelten. Schon bald konnte hier im Sommer Vieh weiden und Heu gemacht werden; aber ganzjähriges Leben auf diesem Land war erst möglich, wenn hohe und stabile Dämme, sogenannte Deiche, das Gebiet vor dem immer wiederkehrenden Wasser schützten. Wurde der Deichbau versäumt oder auch nur vernachlässigt, konnte es in den Herbst- und Wintermonaten, wenn verheerende Stürme die Küstenregion heimsuchten, ein böses Erwachen geben: Die Sturmfluten durchbrachen die Deiche und rissen riesige Landstriche wieder fort - manchmal sind ganze Dörfer versunken, Mensch und Vieh ertrunken ...
Aber welche »Deiche«, welche »Mauern«, welches »Bollwerk« schützen ein neu begonnenes Glaubensleben davor, durch die Angriffsstürme von Sünde, Welt und Teufel wieder weggerissen zu werden? Ein Prediger hat es allen, die gläubig geworden sind, so eingeschärft: »Denkt an die drei G's, vergesst nie, sie täglich zu pflegen und einzuhalten.« Die drei »G's« meinen: Gebet, Gottes Wort und Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern.
Die tägliche »Stille Zeit« vor Gott, das regelmäßige Lesen in der Bibel und der Besuch der Gemeindeveranstaltungen sind die schützenden »Bollwerke« des Glaubenslebens! Erwin Kramer