Bei der Fußballweltmeisterschaft 1986 siegten die Argentinier durch ein Handballtor ihres Stars Maradona gegen England. Er selbst sagte damals dreist: »Es war ein bisschen der Kopf des Maradona und ein bisschen die Hand Gottes.« Durch diesen Sieg zog Argentinien ins Finale ein und wurde Weltmeister. Seinen Betrug gab Maradona erst 19 Jahre später zu. – Am 29. September 2012 bat der deutsche Fußballer Miroslav Klose, ein schon vom Schiedsrichter anerkanntes Tor zu annullieren, weil er es »per Hand« erzielt hatte. Seine Mannschaft verlor 0:3 und fiel auf den fünften Tabellenplatz zurück.
Solche Geschichten legen nun für viele den Schluss nahe, dass Gott – wenn es ihn denn überhaupt geben sollte – an Ehrlichkeit so wenig interessiert ist wie an Mogeleien. Warum wird so häufig der Ehrliche für seine Aufrichtigkeit bestraft und der Betrüger belohnt? Daher handeln viele immer verwegener nur noch nach dem Gebot: Du sollst dich nicht erwischen lassen!
Der Tagesvers dagegen legt einen ganz anderen Schluss nahe. Aber warum fuhr denn im Jahr 1986 kein Blitz vom Himmel? Und weshalb hat Lazio Rom trotz der Ehrlichkeit eines seiner Spieler verloren? Bei etwas Nachdenken wird natürlich schnell klar, dass kaum noch jemand von uns am Leben wäre, wenn Gott jedes Mal einen Blitz zucken ließe, um einen kleinen oder großen Gauner zu erledigen. Er registriert aber alles und wird allen, die ihn nicht um Vergebung bitten, am Ende dieser Gnadenzeit die Rechnung präsentieren. Da spielt es keine Rolle, ob man das Finanzamt oder seine Ehefrau betrogen hat. Ob man aus seinem Betrieb nur dies und jenes »mitgehen« ließ, oder ob man seine Firma um Millionen brachte. Jeder wird für jedes einzelne Vergehen zur Rechenschaft gezogen werden.
Hermann Grabe