Skandal im Hause Simons, des angesehenen jüdischen Theologen! Gönnerhaft hat er den armen Laienprediger Jesus von Nazareth zu einem Arbeitsessen mit Kollegen eingeladen. Er will dabei allen offensichtlich »live« demonstrieren, wer dieser volkstümliche Handwerker-Rabbi ist. Bei einem zwanglosen Diner wird man verschiedene theologische Themen erörtern. Dann wird sich zeigen, was man von diesem Mann zu halten hat.
Doch in die vornehme Gesellschaft platzt eine stadtbekannte »Sünderin«, die ins Gerede gekommen ist. Sie besitzt tatsächlich die Dreistigkeit, den Speisesaal zu betreten und die Füße des Rabbis mit ihren Tränen zu nässen und mit ihren Haaren abzutrocknen. Den Geladenen und dem Gastgeber verschlägt es die Sprache! Doch im Stillen bilden sie sich ein Urteil über den Rabbi: Wenn er ein Prophet wäre, wüsste er, dass diese Frau eine Sünderin ist und wie man sich ihr gegenüber verhalten müsste!
Aber Jesus verhält sich völlig anders als erwartet. Er, der die Gedanken der Menschen kennt, spricht seinen Gastgeber an: »Simon«, sagt er fast nebenbei, »ich habe dir etwas zu sagen!« Mit einer Beispielgeschichte, die ganz harmlos beginnt, trifft Jesus bei diesem eingebildeten Intellektuellen genau ins Schwarze. Er zeigt dabei, dass er nicht nur das heuchlerische Herz seines Gastgebers kennt, sondern auch das bußfertige Herz der Sünderin, der er mit den Worten »Deine Sünden sind dir vergeben. ... Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!« den Weg zu einem neuen Leben eröffnet.
Er kennt auch unsere Herzen. Ihm können wir nichts vormachen. Bei ihm nützt keine fromme Fassade. Er schaut hinter unsere Maske und weiß, ob wir unsere Sünden erkennen und zu ihm umkehren wollen. Eberhard Platte