Später Nachmittag, ich komme von der Arbeit nach Hause. Der Tag ist anstrengend gewesen. Enttäuschung begleitet mich vom Büro her. Ich öffne die Haustür, Schuhe liegen durcheinander im Flur. Der Anblick ärgert mich. Wo sind eigentlich Frau und Kinder? Ein Zettel klebt auf dem Tisch: »Sind Schlittenfahren!« Die haben also ihren Spaß! Wenigstens die Lichter hätten sie ausschalten können, den Strom kann man sich sparen. Auf niemanden ist Verlass! Gab es etwas Interessantes in der Post? Werbung für Klamotten, die Rechnung der Autowerkstatt und … ein Schreiben der Zentralen Bußgeldstelle! Wieder mal zu schnell gefahren! Die Laune sinkt weiter. Ein Blick in die Nachrichten. Hat mein Lieblingsverein heute gewonnen? Nein, Niederlage, Aufstiegsplatz verspielt! Dann noch eine Mail vom Chef: »Ein Kollege ist krank, bitte morgen seinen Job mit übernehmen!« Die üble Laune wird zum totalen Frust. Jetzt brauche ich einen Seelentröster, irgendetwas Leckeres. War da gestern nicht noch Schokopudding übrig? Hoffnungsvoller Blick in den Kühlschrank - die Schüssel ist leer! Womit habe ich das alles verdient?
Doch halt! Selbstmitleid zieht nur weiter herunter. Sollte ich Gott nicht dankbar sein? Er hat mir doch einen Beruf geschenkt, ein festes Einkommen, meine liebe Frau, unsere Kinder, ein gemütliches Zuhause. Von Gott kommt die Idee staatlicher Ordnung, zum Glück gibt es Verkehrsregeln! Ich bin fit und darf meinem kranken Kollegen rasche Genesung wünschen. Ja, und der Tabellenstand des Fußballklubs - ist eigentlich gar nicht so wichtig.
Da klingelt es, meine Familie stürmt herein, ein frohes »Hallo«, alle hatten Spaß beim Schlittenfahren, und zur Stärkung gibt es jetzt für jeden frischen Schokopudding. Womit habe ich das verdient? Arndt Plock