Heute vor 75 Jahren starb in Dornach bei Basel in der Schweiz Rudolf Steiner. Er ist der Begründer der Anthroposophie. Seine Lehre beruft sich auf christliches, indisches und kabbalistisches (jüdische Geheimlehre und Mystik) Gedankengut. Mit seiner in den Waldorfschulen praktizierten Pädagogik, in der die Kreativität einen besonderen Stellenwert genießt, übt Steiners Ideologie bis heute einen gewissen Einfluss auf die Erziehung aus. Einer seiner Leitsätze war: »Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte. Sie tritt im Menschen als Herzens- und Gefühlsbedürfnis auf.«
Steiner sprach damit ein Grundbedürfnis an, das schon immer im Menschen vorhanden war: ein geistiges Zuhause außerhalb dieser sichtbaren Welt zu finden, in dem unsere Seele Ruhe findet. Gefährlich ist allerdings, wenn man dazu ein Gedankengebäude aufbaut, das seine Quellen nur auf menschlicher Seite oder gar im Bereich des Okkulten hat, und damit Menschen an etwas bindet, das sie letztlich doch das ersehnte Ziel verfehlen lässt.
Die Bibel sagt uns, dass Gott Sehnsucht nach uns hat und deshalb von sich aus eine Verbindung von oben nach unten aufgebaut hat. Keine »Stehleiter«, die an die Wolken gestellt wird, um Gott dort zu suchen, sondern eine »Strickleiter«, die Gott selbst heruntergeworfen hat. Ihm ist an uns gelegen. Er liebt uns. Er schickt seinen Sohn, weil er uns bei sich haben will. Was wir selbst zustande bringen, hat keinen Wert, weil es ins Leere stößt. Diese Einsicht hilft, Gottes »Strickleiter« dankbar anzunehmen. Elmar Scheid