Damit meine ich nicht die Künste der Lipizzaner in der Wiener Hofreitschule, sondern das, was uns Menschen so schwerfällt, weil wir uns so wichtig nehmen. Wir meinen, wenn wir Schwierigkeiten, Behinderungen oder Zurücksetzungen erfahren, dass wir Grund zu Missmut und Groll haben. Selbst Christen meinen oft, sie könnten doch, wenn Gott nur ein paar Brocken aus dem Weg räumte, viel mehr für ihn und seine Sache tun. Auch würde dann das Loben und Danken viel leichter fallen.
Gott fordert aber von uns, ihm tatsächlich zu glauben, dass »denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen« (Röm 8,28). Alle Dinge! Auch die unangenehmen, die unserer Selbstverwirklichung im Wege stehen.
Wer Schwierigkeiten hat, besonders solche, die er nicht verantworten muss, sollte doch einmal überlegen, ob der Gott, der seinen Sohn für unsere Rettung sterben ließ, uns wohl irgendetwas Schädliches zufügen wird. Er hat nie verlangt, dass wir alle seine Maßnahmen durchschauen sollen - wer das versucht, wird nur frustriert und unglücklich dabei - aber er will, dass wir seinen Zusagen vertrauen. »Trauen,« »treusein« und »glauben« sind in der Ursprache des Neues Testaments ein und dasselbe Wort. Wenn wir so auf ihn warten, lernen wir ihn als den kennen, der allen Mangel ausfüllt und unser Herz darüber hinaus mit der Hoffnung des ewigen Lebens tröstet. So ehren wir ihn, weil wir alles aus der eigenen Hand legen und in seine starken Hände übergeben. Das ist die Hohe Schule des Glaubens. Wer sie gelernt hat, wird auch bei rauhem Seegang sichere Schritte tun.
Hermann Grabe