Im Jahre 1856 machten Forscher auf dem Hügel Palatin in Rom eine interessante Entdeckung. Als sie den Trümmerschutt aus einer alten römischen Kadetten-Anstalt entfernt hatten, fanden sie an der Wand ein Kreuz. Es war mit einem Nagel oder einem Messer primitiv in den Wandverputz eingeritzt. Ein Junge erhebt grüßend und betend seine Hand zum Kreuz hin. Am Kreuz hängt ein Mann. Aber sein Kopf ist ein Eselskopf. Darunter steht in ungelenken Buchstaben: Alexamenos sebete theon - Alexamenos betet (seinen) Gott an!
Eine Karikatur, ein Spott-Kruzifix. Die Forscher datieren die Entstehung auf die Zeit von 123 bis 126 n.Chr. Eines der frühesten Bilder des Kreuzes. Aber ein Spott-Bild. Gott am Kreuz? Dieser Gott ist ein Esel, und wer ihn anbetet, ist es auch!
Die Vorstellung, dass Gott elend am Kreuz verendet, passte nicht in die Vorstellung der Römer. Ebenso wenig passt sie in unsere Zeit. Sie ist skandalös geblieben. Für Alexamenos und für jeden Christen ist sie jedoch Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Gott geht uns nach bis in die tiefste Verlorenheit und stirbt an unserer Stelle am Kreuz.
Der Herr Jesus Christus am Kreuz - man kann ihn verachten oder an ihn glauben. Dass er dort hing, war nicht seine Schuld, sondern unsere. Gott kann seine Liebe zu uns nicht deutlicher unter Beweis stellen. Wir sollten nicht die »Eselei«, die Dummheit begehen, uns dieser Liebe zu verschließen.
Gerrit Alberts