Also, für seinen 400. Geburtstag bin ich hoffnungslos verspätet, denn der war schon am 12.3.2007. Und für den fünfhundertsten fehlt mir einfach die Geduld, zumal mir dieser Tage dieses entzückende Verslein in die Hände fiel: »Denn wie von treuen Müttern / in schweren Ungewittern / die Kindlein hier auf Erden / mit Fleiß bewahret werden, / also auch und nicht minder / lässt Gott uns, seine Kinder, / wenn Not und Trübsal blitzen / in seinem Schoße sitzen.«
Vielleicht haben Sie den Reim schon dem richtigen Dichter zugeordnet. Der Stil ist jedenfalls unverkennbar und typisch für den genialen Schöpfer geistlicher Lieder. Paul Gerhardt wurde von »Not- und Trübsalsblitzen« reichlich heimgesucht. Das begann schon mit dem Tod seines Vaters, als Paul erst 12 Jahre alt war. Es folgten die Schrecknisse des Dreißigjährigen Krieges. Dann verlor er in kurzer Zeit vier seiner fünf Kinder und bald darauf nach nur 13-jähriger Ehe auch seine Frau. Als Pfarrer und Seelsorger war er Repressalien vonseiten der Obrigkeit ausgesetzt, wurde in konfessionelle Kämpfe hineingezogen, und dergleichen mehr. Was befähigte einen derart Gebeutelten zu solch dichterischen Höhenflügen? Sicher war es auch der Leidensdruck, der ihn zum bedeutenden Dichter reifen ließ. Seine Hingabe an Jesus Christus vermittelte ihm eine tiefe Einsicht in Gottes Wesen, Werk und Wege. Wenn Paul Gerhardt oben von »uns, (Gottes) Kindern« spricht, darf man das aber nicht verallgemeinern. Denn Kinder Gottes werden wir erst durch den Glauben an den Erlöser. Dann aber muss auch uns - so wie dem Liederdichter - alle »Not und Trübsal« gemäß Römer 8,28 zum Besten dienen. Johann Fay