Woher kommt wohl die weitverbreitete Ansicht, ohne Streit gehe es weder in der Familie noch in der Ehe? Man spricht sogar davon, eine »gute« Streitkultur müsse jeder entwickeln. Es kann sich dabei doch nur um einen traurigen Erfahrungswert handeln; denn grundsätzlich müsste das Friedenhalten doch möglich sein, besonders wenn man der Meinung ist, man liebe seine Eltern, Kinder und den Ehepartner. Es heißt doch im »Hohen Lied der Liebe« in 1. Korinther 13: »Die Liebe sucht nicht das Ihre, …, sie rechnet Böses nicht zu.«
Der Herr Jesus Christus wollte einmal in einem Samariterdorf übernachten. Dort wollte man ihn aber nicht aufnehmen. Empört hätten die Jünger am liebsten Feuer vom Himmel fallen lassen; aber weil der Herr friedfertig ist, gelang es ihm, das Problem auf eine genauso verblüffend einfache wie auch nachahmenswerte Weise zu lösen. Es heißt dort: »Und sie gingen in ein anderes Dorf.«
Ja, sagen Sie, aus pädagogischen Rücksichten oder bei Kleinigkeiten kann man das wohl machen; aber immer?
Hier zeigt sich, ob der Glaube Wirklichkeit ist oder nicht. Unser ganzes Leben spielt sich vor Gottes Augen ab, und wir können sicher sein, dass er Wohlgefallen daran hat, wenn wir mit aller Kraft dem Frieden nachstreben. Er wird uns nicht im Stich lassen. Wer diesen Glauben nicht hat, der muss sich natürlich anders helfen, der muss sehen, wo er etwas ergattern kann und das dann mit Klauen und Zähnen verteidigen, der muss bei dem allgemeinen »Catch-as catch-can« mitmischen. Was aber sagt Gott dazu?
Hermann Grabe