Sie war eine der umstrittensten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, diese Luise Rinser (1911-2002), die heute vor 95 Jahren geboren wurde. Einerseits war sie überzeugte Christin, die wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime noch 1944 fast hingerichtet wurde, andererseits bezeichnete sie sich als Sozialistin und Rebellin, die Demokraten irritieren konnte. Ihre ersten Werke wurden vom NS-Regime verboten, über ihre Haft und Zwangsarbeit vor 1945 berichtete sie später in ihrem »Gefängnistagebuch«.
In ihrem Roman »Die vollkommene Freude« (1962) ist das Wagnis von Glaube und Liebe in einer kalten, gottlosen Welt das Thema. Eine junge Provençalin bringt in die trübe und bedrückende Atmosphäre einer deutschen Intellektuellenfamilie vom christlichen Glauben her Licht und Liebe. Obwohl von ihrem Ehemann, einem neurotischen Professor, seelisch misshandelt, vermag sie stets, zu verzeihen und zu lieben, so dass sich alle Familienmitglieder unter ihrem Einfluss wandeln. In der Liebe sich für andere aufzuopfern, bedeutet für sie die »vollkommene Freude«, selbst als es sie das Leben kostet, gibt sie es hin in der Hoffnung auf das ewige Leben in der Geborgenheit Gottes.
Luise Rinser hat hier das christliche Grundthema angesprochen. Denn Gott liebt die Menschen, obwohl sie durch Gottlosigkeit und Sünde auf ewig verdammt sind. Darum ist es seine vollkommene Freude, sie durch das Opfer seines Sohnes Jesus Christus zu retten. In die Gemeinschaft mit Gott zu kommen, ist für uns über alle kurzlebigen Scheinfreuden hinaus wirklich die »vollkommene Freude«, die wir im Glauben an Jesus Christus erlangen. Gerhard Jordy