Dass der Krieg etwas Abscheuliches ist, wusste »Mutter Courage« in Bert Brechts Theaterstück sehr genau; aber sie meinte, schlau und verwegen genug zu sein, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden und für sich und ihre Kinder Nutzen aus dem ganzen Elend ziehen zu können. Als dann doch die Katastrophe hereinbrach, sagte der Feldgeistliche zu ihr: »Wer mit dem Teufel frühstücken will, muss einen langen Löffel haben.« »Mutter Courage« meinte, einen Löffel zu besitzen, der lang genug war, sich nicht zu verbrennen; doch nun musste sie einsehen, dass der nie lang genug sein kann, um unversehrt aus dem kochend heißen Topf der Hölle essen zu können. Ihre Kinder gingen alle in den Strapazen des Krieges zugrunde, und ihr blieb nichts.
Wir werden durch diese Redensart nicht gewarnt, uns vor dem Teufel in Acht zu nehmen. Vielmehr wird vorausgesetzt, dass man sich schon auf einen Handel mit dem Bösen eingelassen hat. Das wird in den meisten Fällen der Situation eher gerecht, als zu meinen, ein »unbeschriebenes Blatt« vor Gefahren warnen zu müssen. Immer wenn wir etwas tun, womit wir andere täuschen, wenn wir zu unserem Vorteil lügen oder uns auf Kosten anderer durchsetzen wollen, brauchen wir Bert Brechts »langen Löffel«. Trotzdem werden wir uns am Ende gefährlich den Mund verbrennen, entweder hier auf Erden schon oder sonst, wenn wir vor dem erscheinen müssen, der unbestechlich ist und den Unterdrückten und Betrogenen Recht verschaffen wird.
Wie gut ist es, dass auch für solche, also für uns, Rettung möglich ist, indem wir aufrichtig vor Gott das begangene Unrecht eingestehen. Dann vergibt uns Gott um seines Sohnes willen.
Hermann Grabe