Es gibt Tage, da mag man kaum noch die Zeitung aufschlagen, um sich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren. Tage, an denen das Anschauen der Nachrichtensendungen zur inneren Qual wird. Nahezu im Sekundentakt kommt Schreckensmeldung auf Schreckensmeldung herein. Und aus dem Grauen heraus formt sich lauter und lauter werdend die Frage: Wie kann Gott das alles zulassen?
Die Frage der Rechtfertigung Gottes im Leid (die Theologen sprechen da von der »Theodizee«) ist so alt wie die Menschheit selbst. Ehrlicherweise müsste man angesichts des vielfach hausgemachten Leids wohl eher fragen: Der Mensch – wie kann er das alles zulassen?
Aber niemand stellt eine noch andere, viel berechtigtere Frage: Wie kann Gott trotz der menschlichen Bosheit all das Gute zulassen? Warum läuft – trotz allem – noch so vieles so gut? Das Gute wird als selbstverständlich hingenommen. Aber wehe, es geht etwas schief; wehe, es läuft nicht so, wie wir wollen. Dann ist das Geschrei in Richtung Himmel groß.
Doch wer nach dem Warum und Wozu des Leids fragt, darf nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Wer in die eine Richtung klagt, ist auch verpflichtet, in die andere zu denken. Es gibt so viel Grund, dankbar zu sein! Wenn wir bei der Frage nach dem Leid hängen bleiben, geben wir dem Negativen und Bösen eine viel zu große Bedeutung und werden langsam in einen Strudel des Verzweifelns und Zweifelns gezogen. Wir verschließen nicht die Augen vor dem Bösen, aber wir ehren Gott und bewahren uns vor Verbitterung und Resignation, wenn wir unsere Blicke auch dankbar zu aller Gnade und Güte Gottes lenken, zu all dem Guten, das er uns täglich neu schenkt. Martin von der Mühlen