Kürzlich traf ich einen alten Bekannten, der in Sachen Glauben eher ein oberflächliches Leben geführt hatte. Die Bibel war für ihn ein lästiges Muss gewesen. Bei unserer Begegnung berichtet er von der Schreckensdiagnose, die ihm sein letzter Arztbesuch beschert hatte. Noch ehe ich reagieren konnte, weil mir so schnell nichts dazu einfiel, sagte er: »Du glaubst nicht, wie es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Plötzlich ist dann nur noch Gott da. Ich lebe geradezu nur noch von dem, was er mir in seinem Wort über sich selbst zeigt!«
Nach dem Bekenntnis aus dem Tagesvers muss es im Leben des Psalmschreibers auch eine Zeit gegeben haben, in der sein Verhältnis zu Gott oberflächlich gewesen war. Wir kennen das doch alle. Wenn es einem gut geht, verlässt man sich schnell auf vergängliche Werte wie Ansehen, Geld oder Gesundheit. In einer persönlichen Dürreperiode ohne »Spaßfaktor« wacht der Psalmist dann aber auf und sagt: »Es ist gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Anweisungen lerne« (Vers 71).
Vielleicht erleben Sie momentan eine Zeit, in der Sie von beruflichen Problemen erdrückt werden. Vielleicht sind es gesundheitliche oder zwischenmenschliche Nöte. Vielleicht gibt es kein Auskommen mit dem Einkommen. Vielleicht sitzt Ihnen eigene Schuld im Nacken. Allein die aktuellen Tagesthemen können einem täglich den Lebensmut rauben. Kann es sein, dass Gott Sie durch diese Umstände von der Illusion der Unabhängigkeit befreien möchte? Kann es sein, dass Gott Ihnen in diesem Augenblick die Chance auf Veränderung anbietet und Sie dahin führen möchte, Ihr Vertrauen nicht mehr auf Vergänglichem, sondern allein auf ihn zu setzen?
Andreas Burghardt