Im Schutz der Dunkelheit einer Spätsommernacht des Jahres 1840 hastet eine kleine Gruppe Menschen lautlos und vorsichtig durch die Wälder der amerikanischen Südstaaten. Es sind entlaufene Sklaven, die unter der Leitung eines ortskundigen Weißen in Richtung Norden unterwegs sind. Die Flüchtlinge bedienen sich der sogenannten »Untergrund-Eisenbahn«, einer geheimen Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, geflohene Sklaven in die Freiheit zu führen. Gereist wird nur nachts. An einzelnen Stationen längs der Route wechseln die Führer. Zur gegenseitigen Absicherung wird eine Parole ausgehandelt. »Welchem Stern folgt ihr?«, fragt der neue Führer. »Dem Nordstern!«, antworten die Entlaufenen, und schon geht die Reise weiter. Keiner der Sklaven kennt die Führer, die sich offiziell »Schaffner« nennen, aber sie vertrauen ihren Worten: »Folge dem Nordstern in die Freiheit!« Die gefährliche, aber lohnende Arbeit der »Untergrundeisenbahner » brachte auf ihren geheimen Wegen zwischen 1810 und 1850 mehr als 100.000 Sklaven in die Freiheit der Nordstaaten.
In seinem Brief an die Römer schreibt Paulus auch von einem Sklaventum. Er bezeichnet den Menschen ohne Gott als »Sklaven der Sünde« (Römer 6,17). Er führt dann weiter aus, dass Gott uns in dieser Gebundenheit nicht lassen wollte. In das Dunkel unserer Welt und Seele hinein sandte er seinen Sohn, um uns in die Freiheit zu führen. Dessen Parole lautet: »Komm mir nach!« Es lohnt sich, seinem Wort zu vertrauen, um zu erleben, wie seine herausrufende Aufforderung uns aus allen falschen Bindungen und Abhängigkeiten lösen und zur Freiheit führen kann. Martin von der Mühlen