Hat Gott noch alles im Griff? Müsste er nicht den Gottlosen unverzüglich bestrafen und den Gerechten sichtbarer belohnen? Stehen die Dinge nicht vielfach auf dem Kopf? Da betrügt einer seine Frau, seine Geschäftsfreunde und das Finanzamt. Dennoch überrascht uns sein Erfolg. Andere dagegen sind ehrlich, mogeln und täuschen nicht und stehen zur Wahrheit. Doch kommen sie auf keinen grünen Zweig. Dann seufzen wir wohl: »Ja, ja, ehrlich währt’s am längsten! (Dass man zu etwas kommt).« So hat man den christlichen Spruch »Ehrlich währt am längsten« abgewandelt angesichts all der Dreistigkeit, mit der in dieser Welt die Gebote Gottes mit Erfolg missachtet werden.
Dem Schreiber des 73. Psalm ging es ähnlich. Ihn ärgerte es maßlos, dass manchem Gottlosen nicht nur alles gelang, sondern dass sie bei all ihrem egoistischen Treiben auch noch »gut drauf« waren. Dann aber tat er das einzig Richtige. Er »ging ins Heiligtum«, er wandte sich Gott zu, und da erkannte er, auf welch dünnem Eis sich die befanden, die nicht nach Gott fragen. Spätestens bei ihrem Tode versinken sie in ewiger Nacht, ohne auch nur das Geringste ihrer Güter mitnehmen zu können – außer ihrer riesigen Schuld vor Gott. Von da an wollte sich der Psalmschreiber nur umso fester an Gott halten, der ihn hier auf Erden bewahren und danach in seine wunderbare Gegenwart bringen wird, und zwar für immer und ewig.
Vielleicht quälen Sie als Christ ähnliche Fragen. Dann bitten Sie doch Gott um eine neue Optik, die Dinge von der Ewigkeit her zu sehen. Dann werden Sie zunächst Ihre eigene Schieflage erkennen und dann entdecken, was in den Augen Gottes bleibender Erfolg ist. Siegfried Lambeck