Diese zentrale Frage der Menschheit stammt aus dem Buch Hiob (26,4), dem ältesten Buch der Bibel. Sie enthält zugleich die Erkenntnis, dass ein Mensch das niemals von sich aus schafft.
Auch Martin Luther bewegte diese Frage sehr. Er hatte gut verstanden, dass er so, wie er war, Gott nicht zufriedenstellen konnte, trotz seiner streng asketischen Lebensweise und der häufigen Bußübungen als Augustinermönch. So durchlebte er tiefe Seelenqualen bis er anfing, die frohe Botschaft Gottes, wie sie besonders im Brief an die Römer dargestellt ist, zu verstehen. Zur selben Zeit zogen Leute durchs Land, die verkündeten, durch den Kauf eines Ablassbriefes werde ihnen ihre Schuld erlassen. Luther wusste aber sehr gut, dass Schuld und Sünde nur durch Gottes Gnade vergeben werden konnte, darum seine brennende Frage: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?« Oder anders ausgedrückt: Warum sollte der große Gott mir kleinem Menschen Sünde und Schuld vergeben?
Die Antwort fand Luther im obigen Bibelvers: »Der Gerechte aber wird aus Glauben leben«, und nicht durch eigene Leistungen oder durch Ablass. Wie ist das zu verstehen? Zum einen hat der Herr Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz die Schuld bezahlt und die Sünden gesühnt, und das wird jedem Glaubenden zugerechnet. Somit ist Gott gerecht, wenn er Schuld und Sünde vergibt, sonst würde er zweimal bestrafen. Zweitens wird der Tod und die Auferstehung des Sohnes Gottes jedem Glaubenden zugerechnet, als sei er selbst gestorben und auferstanden. Damit wird der Gläubige frei von Sündenschuld und passend für Gottes Gegenwart. Welch eine befreiende Botschaft, nicht nur für Luther! Uwe Stötzel