»Wo bist du?«, fragte Gott den Menschen. Hatte der große Schöpfer die Übersicht verloren, dass er solch eine Frage stellte? War das Versteck so gut ausgewählt, dass Gott den Menschen aus den Augen verlor? Das ist bei der Allwissenheit Gottes nicht anzunehmen. Weshalb aber dann der Ruf Gottes: »Wo bist du?« Er wollte den ersten beiden Menschen klarmachen, was sie angerichtet hatten.
Wenn ein Lehrer seinen Schülern eine Frage stellt, dann in der Regel nicht, weil er das Ergebnis nicht weiß. Er will helfen, dass die Schüler sich mit dem Inhalt beschäftigen und die richtigen Schlüsse ziehen. Genau das Ziel verfolgt Gott. Er weiß, wo wir uns aufhalten. Vor ihm können wir uns nicht verstecken. Unser Verhalten gleicht dem eines kleinen Kindes, das sich die Hände vor die Augen hält und sagt: »Papa, such mich.« Wegen der zugedeckten Augen sieht das Kind nichts mehr und nimmt an, der Vater befindet sich in der gleichen Situation.
Gott möchte mit seiner Frage erreichen, dass wir das Versteck-Spiel beenden. Sein Interesse an uns ist nicht das eines Kontrolleurs, sondern das eines Schöpfers, der sein Geschöpf liebt. Er hat uns zur Gemeinschaft erschaffen. Wir haben diese Gemeinschaft durch unsere Schuld leichtfertig verloren. Der Ruf Gottes will uns helfen, diesen Verlust zu erkennen. Der uns so reich begabt und zur Liebe befähigt hat, lädt uns ein, zu ihm umzukehren. Sein Interesse an uns ist echt und für uns lebenswichtig. Wir können ihm grenzenlos vertrauen.
Ein Gott, der seinen Sohn für die Menschen auf diese Welt gesandt hat und ihn stellvertretend für uns Menschen strafte, liebt ohne Bedingungen, außer der einen, dass wir zu unserer Schuld stehen. Detlef Kranzmann