Der Apostel Paulus machte drei große Missionsreisen. Am Ende seiner dritten Reise (53-57 n. Chr.) kam er nach Jerusalem. Dort wiegelten die Juden das Volk auf: »Das ist der Verräter, der mit seiner Lehre überall in der Welt gegen unser Volk, gegen das Gesetz und gegen diesen Tempel hetzt!« Die Menge schlug auf ihn ein und war dabei, ihn umzubringen. Im letzten Moment nahm ihn der Kommandant der römischen Garnison in Schutzhaft und ließ ihn nach Cäsarea bringen. Dort war die Residenz von Felix, der von 52-59 n. Chr. römischer Statthalter von Judäa war. Ein jüdischer Anwalt brachte die Anklage gegen Paulus vor. Dieser hielt eine Verteidigungsrede. Felix vertagte die Entscheidung und gewährte Paulus Hafterleichterung.
Der Name Felix bedeutet »der Glückliche« oder »vom Glück begünstigt«. In der Tat hatte Felix viel Glück in seinem Leben gehabt. Er war ein früherer Sklave und hatte sowohl beruflich als auch privat eine glänzende Karriere gemacht. Durch den Einfluss seines Bruders Pallas, der unter Kaiser Claudius ein hoher Finanzbeamter wurde, war er zum römischen Prokurator aufgestiegen. Dabei war er nicht zimperlich mit seinen Konkurrenten und Untergebenen umgegangen. Der Geschichtsschreiber Tacitus schreibt über ihn: »Er übte die Macht eines Königs mit der Gesinnung eines Sklaven aus« – voller Willkür und Grausamkeit.
Dieser skrupellose Emporkömmling interessierte sich für den Glauben an Jesus. Vor ihm stand ein Apostel dieses Mannes aus Nazareth. Er war wie sein Meister gefangen genommen und zu Unrecht verklagt worden. Im Gegensatz zu Felix konnte er sagen: »Ich bemühe mich, allezeit ein reines Gewissen vor Gott und Menschen zu haben« (Apostelgeschichte 24,16).
Gerrit Alberts