»Ich habe nur einen wahren Feind auf Erden und das bin ich selbst«, sagte ein Mann, der schon vor dem Ersten Weltkrieg den geistigen Verfall in seiner Zeit beklagte: der Dichter Christian Morgenstern (1871-1914). Einer Gesellschaft, die ichsüchtiges Wohlleben und öffentliches Ansehen höher achtete als das Wesentliche menschlichen Daseins, begegnete der Münchener, der Jura, Philosophie und Kunstgeschichte studiert hatte, mit seinen grotesk komischen Gedichten, die die ihm sinnlos gewordene Welt »auf den Kopf« stellen sollten. Er litt darunter, dass der Mensch »die Liebe als Lösung der Menschheitsfrage einstweilen zurückgestellt« habe, und er suchte zunächst Auswege bei Friedrich Nietzsche und in Rudolf Steiners Anthroposophie. Eine »Lösung« fand er auch bei ihnen nicht. Schon jung an Tbc erkrankt, starb er heute vor 90 Jahren, gerade einmal 42 Jahre alt.
Dass das »Ich« der wahre Feind des Menschen ist, hatte Morgenstern völlig richtig gesehen. Der Egoismus macht unsere Welt liebeleer und krank. Wie viele Ehen scheitern heute allein an der Ichsucht der Partner! Im Großen wie im Kleinen geht der Frieden am Egoismus verloren. Da ist nur einer, der vollkommen selbstlos liebt: Gott. In Jesus Christus hat er es bewiesen: Damit wir Menschen ewiges Leben einmal in seiner Herrlichkeit genießen dürfen, hat er selbst in seinem Sohn unsere Sünden auf sich genommen. Nun sind alle frei, die daran glauben!
Wie würde die Welt aussehen, wenn auch wir in diesem Geist des Füreinander-Einstehens miteinander umgingen! Doch erst unter der Herrschaft Jesu Christi wird dies Wirklichkeit werden. Gerhard Jordy