Einer meiner Freunde ist begeisterter Bergsteiger und Jugendmitarbeiter beim Österreichischen Alpenverein. Wie sein Leben zu einem großen Teil von der richtigen Wahl des Kletterseiles abhängt, zeigte er an einem Beispiel mit drei verschiedenen Seilen. Auf den ersten Blick sahen alle drei vertrauenserweckend aus. Aber bald stellte sich heraus, dass nur ein wirklich tragfähiges dabei war. Eines war spröde, eines war zu dünn, das dritte war reißfest bis zu einem Gewicht von 2 Tonnen. Er fragte uns, ob wir bei der Wahl des Seiles tolerant sein könnten. Die Antwort, welches Seil wir für die nächste Klettertour wählen würden, erübrigte sich. Natürlich das Seil, an das man sogar einen Kleinwagen hätte hängen können, ohne dass es zerriss. Das war das wirklich sichere.
In unseren Tagen wird viel von Toleranz geredet. Ganz besonders im religiösen Bereich. Gibt es die eine Wahrheit über Gott und über unser Menschsein? Oder ist alles gleich gültig? Hat jede oder hat keine Religion recht? In Meinungsfragen ist Toleranz wichtig. Da bedeutet Toleranz, dass wir die Person achten, obwohl sie anderer Meinung ist. Aber in Wissensfragen ist Toleranz unsinnig. Da geht es nicht um Meinungen, sondern um Fakten, auf die man sich verlassen kann. Wahrheit ist und bleibt die Grundlage für unser Leben in Gegenwart und Zukunft.
Der Bergsteiger kann sich keine Toleranz leisten, wenn es bei der Wahl des Seiles um Leben und Tod geht. Auch für unser Überleben ist es nicht egal, worauf wir uns stützen. Jesus kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben. Und tatsächlich hat sich alles bewahrheitet, was ihn und seine Worte betraf. Wer sich an ihn hält, ist in Sicherheit, weil das »Seil«, an dem er dann hängt, niemals zerreißt.
Sebastian Weißbacher