Haben Sie schon einmal von einem Autofahrer gehört, dass er sich über die Leitplanken an den Straßen beschwert hätte? Ich kenne keinen, der sich dadurch eingeengt fühlte und von der grenzenlosen Freiheit jenseits von ihnen schwärmte. Natürlich sieht das jeder schnell ein; denn hinter den Leitplanken kann der Absturz ins Bodenlose drohen. Oft hat man die Zehn Gebote mit Leitplanken verglichen, die uns vor zeitlichen und ewigen Unfallfolgen schützen sollen. Und weil sie von den meisten Menschen in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten als die Leitplanken eines gütigen Gottes verstanden wurden, war man auch eher bereit, sie zu beachten, selbst wenn man ihren Sinn nicht immer gleich verstand. Je blasser die Vorstellung von Gott bei uns wurde, umso weniger wollte man sich durch die Gebote »fremdbestimmen« lassen, wie man das heute nennt.
Das einzige Gebot, was man tunlichst noch respektiert, ist ein selbst erdachtes: »Du sollst dich nicht erwischen lassen.« Hauptsache, die Polizei merkt nichts. Aber abgesehen davon, dass Gott alles sieht, gleichen solche Leute doch dem Trucker, dessen Fahrzeug 4m hoch war und der vor einer Überführung stand, die nur 3,80 m zuließ. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel sagte er sich: »Kein Polizist weit und breit, also durch!« Da musste er schnell feststellen, dass die Beachtung dieses Gebots ihn vor großem Schaden bewahrt hätte. Und so geht es über kurz oder lang auch mit Gottes Geboten. Wie viele zahlen ein Leben lang dafür, dass sie einmal so gedacht haben wie unser LKW-Fahrer.
Gott lädt uns immer wieder ein, seine Gebote zu beachten. Darin besteht letztlich unser Glück in Gegenwart und Zukunft.
Hermann Grabe