Agatha Christie gilt als die erfolgreichste Krimi-Autorin aller Zeiten. Und wirklich: Ihre Bücher sind spannend zu lesen, und die Auflösung der Fälle ist meist ebenso mitreißend wie überraschend. Hercule Poirot, der in vielen Romanen der geniale Detektiv ist, studiert die menschliche Psyche, versucht sich in die Personen hineinzuversetzen und ihren Charakter zu durchschauen. Er fragt sich bei der Suche nach dem Mörder immer: Ist diese oder jene Person zu einem Mord fähig? Oder würde derjenige so etwas niemals tun?
Das hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, ob ich selbst zu einem Mord fähig wäre. Hercule Poirot würde es wahrscheinlich verneinen. Er würde mit Recht feststellen, dass ich dazu zu feige wäre. Und bestimmt gibt es noch einige andere Gründe, warum unsereins kaum den typischen Mörder abgibt. Aber denke ich dabei nicht zu gut von mir? Natürlich habe ich noch nie ernsthaft daran gedacht, jemanden umzubringen. Ich habe auch noch nie jemanden derart gehasst, dass ich mit diesem Gedanken auch nur gespielt hätte. Für solche Gedanken oder gar eine solche Tat bin ich ein ›zu guter Mensch‹. Genauso wie Sie wahrscheinlich auch.
Doch was sagt die Bibel dazu? Jesus selbst spricht in der bekannten Bergpredigt ein hartes Urteil: »Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein« (Matthäus 5,21-22). Ich habe also keine Entschuldigung. Auch wenn ich niemanden umgebracht habe, so bin ich doch Gottes Gericht verfallen – denn zornig auf andere bin ich schon oft gewesen. Auch ohne ein Mörder zu sein, bin ich schuldig vor Gott. Michaja Franz