Spinnen fangen ihre Beute mit dem Netz. Die klebrigen Fäden sind für ein Insekt, das sich darin verfängt, verhängnisvoll. Meist gibt es kein Entkommen mehr, und das Lebewesen zappelt vergeblich, um frei zu werden.
Manchmal sind Gedanken und Gefühle wie ein Netz, das uns gefangen nimmt. Das geschieht, wenn Gedanken sich immer um die gleiche Sache bewegen oder nur auf ein Problem gerichtet sind. Wir sind wie gefangen und fixiert. Das können Situationen oder Zeiten sein, die uns belasten. Viele Aufgaben stehen an und bedrängen uns. Wir wissen nicht, wie wir das alles schaffen sollen. Das Problem ist, wir sind in eine Falle geraten. Oder negative Gefühle bestimmen uns. Vielleicht sind wir entmutigt und enttäuscht. Oder wir fühlen uns unverstanden oder bedeutungslos. Beschwernis und Niedergeschlagenheit legen sich über uns. Wir begreifen einfach nicht, was gerade vor sich geht. Dass uns diese Gedanken und Gefühle nicht bestimmen müssen, übersehen wir. Es ist mühevoll, das Netz abzustreifen.
Das Gebet des Psalmschreibers lautet: »Du bist meine Stärke, ziehe mich aus dem Netz!« Die Lösung besteht hier in der geänderten Blickrichtung. Wenn vieles sich häuft, was wir nicht regeln können, dürfen wir auf Gott schauen. Das klingt vielleicht banal. Stellen wir uns das räumlich vor: Der Blick geht zuerst auf das Netz, auf die Situation, auf uns selbst. Richten wir die Aufmerksamkeit aber auf Gott, sieht alles anders aus. Gott muss einen Platz in unserem Denken bekommen. Gott ist größer als Situationen, Umstände und andere Menschen. Das Blicken auf Gott lässt das Netz zerfallen und gibt uns die Gewissheit: Gott ist da. Er hält uns, führt uns, hilft uns. Er hat einen Weg. Er ist unsere Stärke. Manfred Herbst