»Soll ich dir ein Buch zum Geburtstag schenken?« – »Nein, danke, ich hab schon eins.« Solche Witze, die auf die verkümmernde Bildung in Deutschland anspielen, sind bekannt. Wer keine Bücher liest, gilt in unserer Kultur als Banause. Gerade die Deutschen kennen eine traditionelle Wertschätzung der Bildung, die eng mit dem Buch der Bücher – der Bibel – verbunden ist. Bis ins 18. Jahrhundert war Luthers Bibel für viele Haushalte das einzige Buch, das man in den Regalen finden konnte und man war stolz darauf, dieses Buch zu besitzen. Es hat nicht nur das Denken der Deutschen und ihre Kultur, sondern auch die deutsche Sprache geformt. Mit Luthers Bibelübersetzung im Jahr 1545 wurde eine sprachliche Norm geschaffen, die Deutschland von Nord bis Süd und Ost bis West ein Stück näher zusammenrücken ließ. Sie war der Weg zu einer einheitlichen Hochsprache und Rechtschreibung. Generationen von Schülern haben anhand der Bibel Lesen und durch das Kopieren von Texten Schreiben gelernt.
Unsere Kultur ist – ob wir es wollen oder nicht – ohne die Bibel nicht zu verstehen. Auch die großen Dichter und Schriftsteller kannten die Bibel, wenn viele ihren Inhalt auch als Wahrheit nicht akzeptierten; und einige bedeutende Werke der Literatur sind nur auf dem Hintergrund biblischen Wissens zu verstehen.
Die Bibel ist heute immer noch das meist gekaufte Buch, wenn auch wahrscheinlich nicht mehr das meist gelesene. Bücher, die nur im Regal stehen, bringen ihrem Besitzer keinen Nutzen, sie sind nur Dekoration. So ist die Bibel auch nur dem ein Buch zum Leben, der sie liest und ihre Anweisungen in die Tat umsetzt. Mirko Merten