Was da geschah, haben die Männer zeitlebens nicht vergessen. Die Männer – das waren die zwölf Jünger Jesu Christi, die mit ihm zusammen in Jerusalem das Passahfest feierten. Mit dem Ablauf dieser Feier waren die Jünger vertraut, denn sie fand alljährlich statt. Doch dieses Mal geschah etwas Einmaliges. Während der Feier stand Jesus Christus auf, legte sein Obergewand ab, band sich ein leinenes Tuch um, goss Wasser in ein bereit stehendes Waschbecken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen.
Diese im Orient damals übliche und nach einem langen Weg über staubige Straßen sehr angenehme Fußwaschung oblag sonst den Bediensteten des Gastgebers. Hier hatten die Jünger jedoch selbst die Feier ausgerichtet, ohne Dienstpersonal. Doch keinem von ihnen kam anscheinend der Gedanke, auch diesen Dienst zu übernehmen. Oder fühlte sich jeder zu vornehm dazu? Und so wurde hier wieder einmal deutlich, welchen Charakter Jesus Christus hatte. Er, ihr Herr und Meister, war sich nicht zu schade, um auch die niedrigsten Aufgaben zu übernehmen. Und sein Verhalten stellte er seinen Jüngern als nachahmenswertes Beispiel vor.
Wir wissen, wie es in dieser Welt zugeht, und wir kennen uns selbst. Anderen selbstlos und ohne eigenen Vorteil zu dienen ist nicht unsere Art. Wir sind viel eher geneigt, anderen »den Kopf zu waschen«, aber nicht die Füße. Doch Jesus Christus hat sich noch tiefer erniedrigt. Er hat sich mit unserer aller Sünde beladen und kreuzigen lassen. Und so kann und will er bis heute Menschen, die dazu bereit sind, in ihrem Herzen reinigen, von der Sünde, die sie von Gott trennt. Otto Willenbrecht