Als freier Beerdigungsredner komme ich oft in Trauerhäuser, um die Trauerfeier mit den Angehörigen abzustimmen. Und nicht selten dient der Text in der Todesanzeige als Grundlage für die Predigt. »Plötzlich und unerwartet«, so beginnen viele Traueranzeigen. Auch uns durchschauert es, wenn wir diese Worte lesen. Warum? Weil hier unsere ganze menschliche Ohnmacht deutlich wird. Unsere Handlungsunfähigkeit. Hier ist etwas Elementares hereingebrochen, das wir nicht für möglich gehalten haben. Wir können noch nicht einmal Vorsorge treffen. »Ich konnte mich noch nicht einmal von meinem Mann verabschieden«, sagte mir eine Frau, deren Mann auf einer belebten Straße tot umgefallen war. Es ist das Unkontrollierbare, das uns Angst macht. Mehr noch dieses Ausgeliefertsein. Dieser unwiderrufliche Schritt.
»Plötzlich und unerwartet« zerstört alle unsere Pläne und lässt das für uns so Wichtige zur Bedeutungslosigkeit werden. Mit einem Wimpernschlag ist die Vergangenheit nicht mehr korrigierbar und die Gegenwart reduziert sich auf ein Sprungbrett in die Ewigkeit, die unwiderruflich festgelegt ist. Und wenn dann hinter dem »plötzlich und unerwartet« noch eine bodenlose Hoffnungslosigkeit liegt, dann ist es wirklich zum Verzweifeln.
Was sagt der Schreiber des 39. Psalms genau an diesem Punkt: »Auf was kann ich jetzt noch hoffen?« Aber wie gut, dass es eine Antwort gibt. Und wir erfahren sie direkt anschließend an diese Frage der Hoffnungslosigkeit. David schreibt: »Meine Hoffnung, Gott, sie richtet sich ganz auf dich!« Hier ist Hilfe, hier ist Rettung, hier ist Trost und hier ist das Gegenwicht für die Belastungen unseres Lebens! Rudolf Gerhardt