Ich gehöre noch zu der Generation, die mit Tafel und Griffel schreiben lernte. Eine wunderbare Sache. Hatte ich mich verschrieben, trat der Schwamm in Aktion. Auf der sauberen Tafel konnte ich neu beginnen. Wäre das nicht auch eine wunderbare Einrichtung für unser Leben? Einfach alles vergessen können und neu anfangen? Aber ist das nicht doch nur eine Wunschvorstellung?
»Ich vergessen? - niemals!« war in großen Lettern auf den Pfeiler einer Brücke gesprüht. Was konnte dieser Graffiti-Sprüher nicht vergessen? Und wie geht er mit seinem Problem um? Stellen wir uns vor, Gott würde genauso handeln wie dieser Brückensprüher.
Das erste Menschenpaar hatte Gott durch den Sündenfall schrecklich beleidigt. Und jetzt sprüht Gott mit überdimensionalen Buchstaben an den Himmel: »Ich vergessen? - niemals!« Er hätte das Recht dazu. Aber das Ergebnis wäre furchtbar! Der Mensch stünde in seiner Sünde und Verlorenheit alleine gelassen, ohne Hoffnung und ohne die Möglichkeit eines Neuanfangs. Der Himmel bliebe ihm auf ewig verschlossen, und er müßte in der Gottesferne bleiben.
Aber so ist Gott, Gott sei Dank, nicht. In Jesus Christus tat Gott den versöhnenden Schritt auf die Menschheit zu. Allein in Jesus Christus, der unsere Schuld am Kreuz bezahlte, kann die Vergangenheit bereinigt werden. Und aufgrund dieser Vergangenheitsbewältigung ist Neuanfang möglich. Rudolf Gerhardt