Erinnern Sie sich noch, wie man Ihnen das Laufen beigebracht hat? Sicherlich nicht. Aber könnten Sie sich vorstellen, dass Sie ein Kleinkind mit einem freundschaftlichen Schulterschlag und der Aufforderung »Geh!« zum Loslaufen animieren könnten? Wenn das Kind sehr mutig ist, wird es ein oder zwei Versuche wagen, immer wieder hinfallen und sich schließlich nur noch weinend an Ihrem Bein festklammern – es wird so nie laufen lernen.
Laufen kann man einem Kind nur beibringen, indem man sich durch Hinhocken so klein wie das Kind macht, ihm beide Hände entgegenstreckt und sagt: »Komm!«
Und Gott macht es überhaupt nicht anders. Er schickt niemals einen Menschen ins Ungewisse mit dem Befehl: »Geh!«, sondern er sagt: »Komm!«
Übrigens nicht nur in unserem neutestamentlichen Vers, sondern in der ganzen Bibel finden wir das. Es gibt ein hebräisches Wort, das etwa wie »bo« ausgesprochen wird; es kommt ca. 2500 Mal in der Bibel vor und wird in den meisten Übersetzungen mit »Geh« übersetzt, heißt aber laut Martin Buber und anderen Hebräischkennern eigentlich »Komm«.
In 1. Mose 7,1 wird Noah aufgefordert: Komm in die Arche! Mose soll in 2. Mose 10,1 zum Pharao kommen, und in 2. Mose 14,15-16 soll er seinen Stab erheben, damit die Israeliten ins Schilfmeer hineinkommen.
Und wenn Sie wissen, dass derselbe Gott heute von Ihnen einen (vielleicht sehr schweren!) Gang, einen Brief, ein Telefonat oder das Festmachen einer Entscheidung erwartet, dann können Sie sicher sein: Gott sagt niemals »Geh«, er sagt – wie die Mutter des kleinen Kindes – »Komm«. Gott ist immer vor seinen Knechten an Ort und Stelle. Erwin Kramer