Ein junger bärtiger Vikar, / der zu der Schrift sehr kritisch war, / auf seines alten Pfarrherrn Rat / erstmals ein Trauerhaus betrat, / wo Frau und Kind zu trösten waren: / Der Mann starb in den besten Jahren.
Er suchte lange in der Schrift / nach einem Wort, das passt und trifft, / bis ihn die Witwe aufgeschreckt: / »Der Herr, der Lazarus erweckt, / er wird - ich darf ’s im Glauben fassen - / auch ihn doch nicht im Tode lassen!«
»Ach liebe Frau, versteht mich recht, / grad’ diese Stelle ist nicht echt!«, / sprach der Vikar und ward betrübt. - /»Wenn sie schon so viel Kraft mir gibt, / wie werden dann die ›echten‹ Stellen / von reichem Trost erst überquellen?«
Dieses entwaffnende Gedicht von Erwin Brezing schildert etwas überspitzt eine bekannte Erfahrung: Wie trostlos lebt der Zweifler und wie gesegnet der Glaubende. Wie hilflos ist der Rationalist, wenn es ans Sterben geht, wie geborgen der einfache Christ, der sich an Gottes Versprechen klammert. »Es ist unmöglich, dass Gott lügt!« In seinen Zusagen haben wir einen »sicheren und festen Anker für unsere Seelen« (Hebräer 6,18-19). Und das auch über die unbekannte Untiefe des Todes hinaus!
Auch wenn es damals Martha schwerfiel zu glauben: »Dein Bruder wird auferstehen«, hat Jesus kurz darauf den Beweis erbracht und Lazarus aus dem Tod gerufen.
Lesen Sie das Wort Gottes, die Bibel. Halten Sie sich daran im Leben und Sterben. Denn das Wort Gottes ist »lebendig und wirksam und scharf« (Hebräer 4,12). Es bietet Kraft und Halt und Trost, wenn menschliche Stützen brechen.
Andreas Fett