Im Jahr 1888 entdeckte der Tierarzt Wilhelm Eber in einem Berliner Schlachthof, dass die blutverschmierten Hände der Mitarbeiter individuelle Abdrücke hinterließen. Er entwickelte ein System, Fingerabdrücke mit Jod haltbar zu machen. 15 Jahre später, am 1. April 1903, also heute vor 111 Jahren, wurde von Polizeipräsident Paul Köttig in Sachsen die erste daktyloskopische Sammlung geschaffen. Es begann der Siegeszug des Fingerabdrucks für die Polizeiarbeit. Bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Trotz DNA-Analyse und anderen Techniken werden noch immer viele Täter durch Fingerabdrücke am Tatort überführt. Grundlage für den polizeilichen Erfolg ist jedoch eine gute handwerkliche Arbeit am Tatort. Der Polizeibeamte muss sich in den Täter hineinversetzen, dann nach möglichen Spuren suchen und diese fachgerecht sichern.
Seit vielen Berufsjahren bei der Polizei mache ich unter anderem solche Arbeiten, beispielsweise bei Wohnungseinbrüchen oder an Tatorten von Raubüberfällen. Trotz der Routine ist diese Arbeit immer noch interessant für mich. Die Überführung eines Täters mit nachgewiesenen Fingerabdrücken am Tatort ist auch immer ein persönlicher Erfolg.
Zwischenzeitlich faszinieren mich aber auch andere Dinge. Es gibt einige Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Und jeder Mensch hat einzigartige Fingerabdrücke. Das bedeutet, dass die Papillaren (die feinen Linien in der Haut) an einem Finger meiner Hand so individuell sind, dass man sie auf der ganzen Welt nicht wiederfindet. Für mich ist dies ein Wunder. Gott zeigt uns am kleinsten Finger unserer Hand sein vielfältiges Schöpfungswerk. Der einzigartige, persönliche Fingerabdruck wird zum Fingerzeig Gottes.
Axel Schneider