Zugegeben, man kann hier nicht von einem wirklichen Berg sprechen und doch ist dies die Erhebung auf der ganzen Erde, auf der wohl das wichtigste Ereignis überhaupt der ganzen Weltgeschichte stattgefunden hat. Heute von der sog. Grabeskirche überbaut, lag sie früher außerhalb der Stadtmauer des antiken Jerusalems und war eine Richtstätte, auf der zum Tode Verurteilte unter römischen Leitung und Aufsicht gekreuzigt wurden. Vermutlich an einem der Hauptzugangswege in die Stadt gelegen, war es ein Platz, den viele Menschen passierten, die dann mehr oder weniger unfreiwillig Zeugen der dortigen Hinrichtungen wurden.
Das Neue Testament berichtet davon, dass auch Jesus nach seiner Verurteilung dort gekreuzigt wurde. Seine Kleider verteilten die Soldaten per Loswurf unter sich. Am Kreuz hängend wurde er von denen verhöhnt, die ihm den Prozess gemacht hatten; selbst die mit ihm gekreuzigten Räuber verspotteten ihn zunächst beide, obwohl er doch für seine Feinde bat und sagte: »Vater vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.«
Der schuldlose Sohn Gottes war weit davon entfernt, das an ihm geschehene Unrecht zu beklagen. Statt dessen zeigen seine letzten Worte am Kreuz, welches Ziel er wirklich verfolgte: sündigen Menschen Vergebung und Rettung von der ewigen Gottesferne zu ermöglichen – durch seinen stellvertretenden Sühnetod am Kreuz. Außer einem von den mitgekreuzigten Verbrechern begriff auch der diensthabende Hauptmann, dass hier etwas von größter Tragweite vor sich ging, denn als er sah, wie Jesus starb, »verherrlichte er Gott und sagte: Wirklich, dieser Mensch war gerecht« – und wir anderen waren alle im Unrecht, so könnte man ergänzen.
Joachim Pletsch