Der Ölberg erhielt diese Bezeichnung von den Olivenbäumen, die bis heute zahlreich an seinen Hängen wachsen. Nordöstlich vom Jerusalemer Tempelberg erhebt er sich und erreicht eine Höhe von 809 m und ist damit 65 m höher als der Tempelberg. Von hier aus hat man also einen schönen Ausblick über die heilige Stadt. In der Bibel wird der Ölberg mehrfach erwähnt, u. a. als Rückzugsort von Pilgern aus Jerusalem während der großen jüdischen Feste. Auch Jesus nutzte diesen Ort, um sich mit seinen Jüngern zurückzuziehen, und sogar, um dort zu übernachten, wie unser Tagesvers erklärt. Heute findet man dort zahlreiche christliche Kirchen und Kapellen, die allesamt an die mehrfache Präsenz Jesu an diesem Ort erinnern sollen.
Auf dem Ölberg – eigentlich ein friedlicher Ort – hielt sich Jesus auch auf, kurz bevor er verhaftet wurde. Er weinte dort über Jerusalem und den bevorstehenden Untergang dieser Stadt, den er als Prophet voraussah; er betete dort zu seinem himmlischen Vater um Kraft für die ihm bevorstehenden Leiden und den Tod am Kreuz. Und schließlich wurde er dort – verraten von Judas – gefangen genommen, woraufhin alle anderen Jünger ihn verließen und flohen.
Welch ein Gefühl mag das sein, sich an einem Ruheort zu befinden, während anderswo ein tödliches Komplott gegen einen vorbereitet wird? Hätte Jesus nicht fliehen können, ja, sollen? Stattdessen bereitete er sich im Gebet darauf vor, sein Leben für alle Menschen – auch für die, die ihn wenig später verhaften und ans Kreuz bringen würden – aus Liebe zu opfern, weil wir sonst als Sünder niemals Ruhe finden könnten vor der Angst, ewig verloren zu sein. Als Jesus starb, starb er für uns, damit wir leben können. Daran kann man sich nicht oft genug erinnern und man darf dies auch dankbar für sich persönlich annehmen.
Joachim Pletsch