Das Hochmittelalter war vielfach bemüht, durch philosophische und theologische Gedankenspiele die Existenz Gottes zu belegen. Diese Versuche gingen als die so genannten Gottesbeweise in die Geschichte ein. Einer jener Denker, der das Dasein Gottes auf verstandesmäßigem Wege bewusst machen wollte, war Thomas von Aquin (1225-1274).
Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die mit- und ineinander harmonierende Schöpfungsordnung. Immer wieder kam Aquin zu dem Ergebnis: Es muss einen Gott geben! Im Folgenden nenne ich zwei dieser »Beweise«:
Auf seinem ersten Weg geht Aquin von der Beobachtung aus, dass die Natur durch Bewegung gekennzeichnet ist. Da eine Bewegung sich aber nicht selbst in Gang setzen kann, muss am Anfang der Kette von Bewegungen Etwas oder Jemand stehen, der den Prozess begonnen hat. Dieser Erst-Beweger ist Gott. Außerdem stellte Thomas fest, dass die Natur selbst in ihren unbelebten Dingen (z.B. Gestirne) miteinander funktioniert und einen geordneten Zweck erfüllt. Das makellose Zusammenspiel kann kein Zufall sein, sondern erfordert einen intelligenten Konstrukteur. Der intelligente Konstrukteur ist Gott.
Unabhängig davon, wie weit der Mensch in seinen Überlegungen zurückgreift, wird er doch immer wieder an den Punkt gelangen, wo er zur logischen Erklärung des Seins nicht ohne Gott auskommt. Es sei denn, er will beweisen, dass Gott nicht nötig ist, um die Welt zu erklären. Über das rein verstandesmäßige Erfassen aber reicht der Glaube weit hinaus, der annehmen und verstehen kann, »dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind« (Hebräer 11,3). Martin von der Mühlen