Als Beni, ein albanischer Vater im Sommer 2002 erfuhr, dass seine minderjährige Tochter gegen seinen Willen mit einem jungen Mann verheiratet wurde, war das Leben einiger Menschen in Gefahr. Sofort erfuhren seine Brüder von der Hochzeit und erschienen mit ihren Kalaschnikows, um Beni beizustehen. Die Familienehre musste wiederhergestellt werden. Beni ging nervös im Zimmer auf und ab und rang mit sich selbst. Im Stillen betete er. Anstatt zum Aufbruch aufzufordern, schickte er seine Brüder nach Hause, worauf diese nur widerwillig reagierten. Noch am selben Abend ging er allein ins Nachbardorf, wo die Hochzeit in vollem Gange war. Er drängte sich zu seiner Tochter vor, übergab ihr ein Geschenk und umarmte sie. Seinen neuen Schwiegersohn nahm er in die Arme und grüßte ihn vor den Ohren aller mit einem typisch albanischen Hochzeits-Segen. Als nicht geladener Gast verließ er die Hochzeit anschließend ohne weiteres.
Beni erzählte mir diese Begebenheit vor einigen Jahren mit feuchten Augen. Er nahm mich mit in seine Jugend, in der er sich als Trinker und Raufbold einen Namen gemacht hatte. Er fuhr fort, mir zu erzählen, wie er durch die Bibel mit Jesus bekannt gemacht worden war. Er sprach davon, wie er Friede mit Gott fand und wie Jesus sein gewaltbereites Herz mit Liebe erfüllt hatte. »Jetzt«, so sagte er, »kann ich denselben Frieden säen, den ich empfangen habe.« Und er fügte dankbar hinzu, dass erst gestern seine Tochter, deren Mann und die Enkelkindern bei ihm gewesen waren. Anfangs hielt Benis Verwandtschaft sein Verhalten für Schwäche. Langsam aber sehen die meisten ein, dass es aus dem von Gott veränderten Wesen kommt, und bewundern ihn dafür.
Andreas Burghardt