»Willst den Wald du ganz vernichten, dann pflanz Fichten!« So sagen die Förster im Harz und forsten die Kahlschläge dann doch wieder mit Fichten auf, weil man »das schnelle Geld« von ihnen erwartet. Fichten kann vielleicht der Sohn schon »ernten«, während auf Eichen die Enkel noch warten müssen.
Wie alle Monokulturen sind auch Fichtenwälder sehr anfällig für Ungeziefer. Außerdem weiten sich Waldbrände darin ungehindert aus. Und wenn man durch einen Wald geht, der einen starken Sturm aushalten musste, dann sieht man die riesigen »Wurzelteller« der umgestürzten Fichten drei Meter und höher in die Luft ragen. Fichten haben keine in die Tiefe gehende Pfahlwurzel wie die Kiefern, die dadurch im Boden festgehalten werden, wenn der Sturm an ihnen rüttelt.
Wie den Forstbehörden geht es auch vielen einfachen Leuten. Sie wissen um die Risiken ihres Verhaltens und hoffen, trotzdem heil davon zu kommen, ja am Ende noch Gewinn daraus zu ziehen. »I like to be liked« (Ich mag es, wenn man mich mag) ist ein verständliches Gefühl. So setzen sie sich dem »Ungeziefer« aus, das die begehrte Clique befallen hat, seien es Drogen oder sexuelle Freizügigkeiten, anstatt den nötigen Abstand zu wahren.
Auch »Waldbrände« können in solchen Monokulturen Gleichgesinnter und Gleichgeschalteter verheerende Ausmaße annehmen. Das sieht man, wenn Links- oder Rechtsradikale die kollektive Wut packt und sie der Vernunft keinen Raum mehr lassen können.
Aber schließlich zeigt sich, dass mit den Lebensstürmen jeder allein zu kämpfen hat. Da hilft die Clique nicht. Und wenn man nur die flachen Wurzeln des Wir-Gefühls und nichts weiter hat, fällt man um wie die Fichten im Hurrikan.
Hermann Grabe