Ich bin eine begeisterte Schwimmerin – in den kalten Monaten im Hallenbad und während des Sommers im See. »Mein« Badesee ist ein kleiner Moorsee. Bis auf zwei Stellen ist er mit einem Schilfgürtel umgeben, und dahinter wachsen Bäume – eine Idylle! Den ganzen Sommer über gleiten Enten, Haubentaucher und Blesshühner friedlich auf dem Wasser dahin.
Doch dann kommt der September: Die Sonne steht am Morgen viel tiefer am Himmel, Nebel steigt vom See auf, und die Blätter beginnen sich ganz langsam zu verfärben. Alles das sind untrügliche Zeichen: Der Herbst ist da – es wird zu kalt zum Schwimmen.
Das erinnert mich an den Herbst des Lebens. Ab einem gewissen Alter, das individuell sehr verschieden sein kann, fällt es dem Menschen auf, dass er nicht mehr so kann wie früher. Bei manchen beginnt der Herbst des Lebens bedingt durch Unfall, Krankheit oder Behinderung früher als bei anderen. Doch ewig jung bleibt niemand. Es ist egal, in welchem Alter Ihr Herbst des Lebens beginnen wird oder schon begonnen hat – die entscheidende Frage ist: Wer oder was hält Sie fest in dieser Zeit? Und wie stabil ist das Fundament, das Sie für Ihr Leben gewählt haben, in Schwierigkeiten und Nöten? Auf was haben Sie gebaut?
Mir ist wichtig, dass meine Grundlage in guten und in schlechten Zeiten hält; vor allem eben auch im Alter. Mein Fundament ist eine Person, jemand, der mich viel besser versteht als der Ehepartner oder allerbeste Freund. Es ist der, der mich geschaffen hat und der mich deshalb durch und durch kennt: Gott selbst. Mit ihm an der Hand kann ich durch den Herbst des Lebens gehen. Nur diese Grundlage hält wirklich. Waltraud Baumann