Edwin fragt seinen Sitznachbarn in der Schule: »Weißt du, wie man Löwen fängt?« – »Nö«, meint der. »Ganz einfach, wenn man Löwen in der Ferne erblickt, dreht man das Fernrohr um. Dann werden sie so klein, dass man sie in eine Streichholzschachtel stecken kann.« Das ist ein traurig einfältiger Scherz, der auch dadurch nicht besser wird, dass er schon uralt ist. Aber die Geschichte ist noch viel trauriger, weil die meisten Menschen meinen, so ähnlich mit den großen Fragen des Lebens umgehen zu können. Sie verdrängen sie einfach so weit, bis sie ihnen völlig harmlos und unbedeutend vorkommen.
Aber genauso wenig wie Löwen sich verkleinern lassen, indem man das Fernrohr umdreht, genauso wenig lösen sich die ernsten Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin unseres Lebens von selbst auf. Auch dann nicht, wenn man alles unternimmt, sie aus dem Bewusstsein zu verbannen.
So musste ich eine Zeit lang mein Zimmer mit zwei anderen Praktikanten teilen. Der eine konnte es nicht einen Augenblick ertragen, dass es still war. Tag und Nacht musste das Radio dudeln, und wir beiden anderen hatten uns daran zu gewöhnen. Heute frage ich mich, was ihn wohl umtrieb, dass er solche Angst vor der Stille hatte.
Mediziner und Psychologen wissen, dass mit Verdrängungen nichts, aber auch gar nichts aus der Welt geschafft wird, und dass sie schwere seelische und körperliche Leiden hervorrufen können. Und was wird erst sein, wenn wir vor Gottes Thron stehen? Darum ist unser Tagesvers so wichtig. Jesus Christus, Gottes Sohn, vergibt uns alle Schuld, sodass wir uns nicht mehr vor ihr zu verstecken brauchen. Er lädt noch heute ein, alle Mühseligen und Beladenen frei und froh zu machen.
Hermann Grabe