Hier geht es nicht darum, dass z.B. Stasirichter heute hohe Pensionen beziehen, während ihre Opfer mit Mimimal-Renten auskommen müssen, weil sie im Gefängnis saßen, anstatt für eine bessere Altersversorgung arbeiten zu können. Das ist auch Ungerechtigkeit, die Gott versprochen hat, in Ordnung zu bringen (Psalm 9,13 und Sprüche 11,17-21).
In der Bergpredigt aber geht es darum, dass Gott die millionenfache, ernsthafte Bitte »Dein Reich komme!« nicht überhört hat, sondern dass er ein Reich aufrichten wird, in dem Gerechtigkeit herrscht. Und alle, die sich von Herzen danach sehnen, dürfen sich jetzt schon glückselig schätzen, weil Gott ein großer Herr ist, der seine Pläne in einer Weise ausführen wird, die wir noch gar nicht erahnen, geschweige denn ermessen können.
Jeder, der absichtlich Ungerechtigkeit ausübt, zeigt dadurch, dass er für die Wirklichkeit blind ist. Er rechnet weder mit Gottes wachsamen Augen, noch mit einer Vergeltung seiner Taten. Er zeigt aber auch, dass er eine denkbar niedrige Vorstellung vom Menschsein hat und sich zu den Tieren rechnet, die nach ihrem Tod vergehen und nicht mehr sind. Gott aber hat den Menschen für seine Ewigkeit geschaffen. Deswegen sandte er seinen Sohn, damit wir Menschen die Möglichkeit erhalten, wieder mit Gott in Verbindung zu treten, nachdem wir durch unsere Schuld diese Verbindung unterbrochen haben.
Und wer das glauben darf - es ist alles Gottes Geschenk -, kann sich einerseits auf die kommende Gerechtigkeit freuen, andererseits »hungert« er in dieser Zeit der Ungerechtigkeit noch danach.
Freundlicher als durch »Seligpreisungen« kann Gott doch nicht einladen? Oder?
Hermann Grabe