»Diesmal ist die Schuldfrage eindeutig, ich bin im Recht!« Wenn es ab und zu einmal in der Ehe kracht, dann kann man sich natürlich in die andere Ecke der Wohnung zurückziehen, man kann eine Zeitlang schmollen, man kann seine Gedanken um das Lieblingsthema kreisen lassen, dass man selbst an dem Krach nicht schuld ist und dass nun der Andere einfach einmal spüren muss, dass er den Frieden gestört hat!
Und so vergehen kostbare Stunden, in denen zwei »Feinde« in möglichst großem Abstand aneinander vorbeigehen. Anfangs wird der Gedanke noch verdrängt, dass das eine oder andere Wort, das ich in der Erregung von mir gegeben habe, auch nicht gerade von Liebe geprägt war. Außerdem fällt mir zur Entschuldigung ein, dass ich ziemlich gestresst war von einer Auseinandersetzung mit einem Kollegen am Arbeitsplatz und vielleicht deshalb schon gereizt nach Hause gekommen bin. Wie würde aber ein Außenstehender oder gar Gott mein Verhalten beurteilen?
Mir kommt das Bibelwort von der Vergebung in den Sinn. Auch eine Ehe lebt ja von der Vergebung. Jesus hat - festgenagelt am Kreuz - seinen Vater im Himmel gebeten: »Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.« Kann ich da noch länger abwägen, wer mehr Schuld hat bei unserem Krach? Da kann ich nur die Hand ausstrecken zur Versöhnung. »Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn«, sagt uns Gott in seinem Wort (Epheser 4,26). Was kann es Schöneres geben, als Frieden zwischen zwei Menschen? Es liegt an mir, ich muss den Frieden um Gottes willen mit allen Kräften suchen. Eberhard Liebald