Wer hat nicht schon einmal die Bitte: »Dein Reich komme!« aus dem Vaterunser mitgesprochen, etwa bei einer Beerdigung oder in einem Gottesdienst. Ich glaube aber, es gäbe bei den meisten Menschen nicht nur ein großes Erstaunen, sondern ein fürchterliches Erschrecken, wenn Gott diese gedankenlos dahergesagte Bitte augenblicklich erfüllte.
Alles, was jetzt wichtig ist, alles, was zählt, alles, was Rang und Namen hat, wäre auf der Stelle erledigt. Jeder Mensch stünde nur mit seiner eigenen Bosheit und Gottesverachtung vor eben diesem allgewaltigen Gott.
Stellen Sie sich vor, sie müssten dann der ewigen Gerechtigkeit und Wahrheit ins Auge blicken und begreifen blitzartig: Gott weiß alles, was ich getan, gesagt, ja, sogar gedacht habe, und das hatte alles zusammen weder mit seinem Reich, noch mit seinen Geboten, geschweige denn mit ihm selbst zu tun gehabt - im Gegenteil, alles drehte sich um meine Person, um meinen Willen und um meine Verwirklichung. In dieser Situation möchten Sie sicher nicht in ihrer eigenen Haut stecken.
Die Bibel spricht in den schauerlichsten Bildern von dem, was dann, wenn Gottes Reich angebrochen ist, denen widerfährt, die sich in der jetzigen Zeit nicht seinen Bedingungen unterworfen haben.
Wie gut ist es da, dass Gott selbst in der Person seines Sohnes, Jesus Christus, schon einmal gekommen ist, um alle Glaubenden in die Lage zu versetzen, bewusst, getrost und erwartungsvoll zu beten: »Dein Reich komme!« Karl-Heinz Gries