Einerlei, ob Sie an Gott als den Geber aller Gaben glauben oder nicht, Sie werden mir gegenüber zugeben, dass Sie, wie alle Menschen um uns her, ebenfalls in mancher Hinsicht begabt sind. Das mögen Sie den von den Eltern ererbten Genen und auch zum großen Teil Ihrer Zielstrebigkeit zuschreiben, mit der Sie das Ererbte zur Entfaltung gebracht haben, weil Sie nach dem Rat Goethes handelten: »Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.«
So kann man alles letztlich dem Zufall zuschreiben. Man kann aber auch mit dem biblischen Gleichnis rechnen, dem unser Tagesvers entnommen ist. Da ist natürlich von Gott als dem Geber aller Begabungen die Rede. In dieser Geschichte geht es nicht darum, dass der eine große und der andere nur kleine Begabungen hat, sondern darum, dass niemand völlig unbegabt über diese Erde geht. Gott will nun, dass wir seine verliehenen Gaben einsetzen und dabei nie vergessen, dass es immer eine Leihgabe ist, für deren Verwendung wir vor ihm verantwortlich sind. Wer die Chancen, für den großen Schöpfer und Erhalter aller Menschen und den Geber aller guten Gaben tätig sein zu dürfen, nicht nutzt, wird am Ende mit leeren Händen dastehen.
Das gilt leider für so manchen gläubigen Menschen, wie viel mehr aber für alle, die Gottes Leihgabe einzig und allein zu ihrem eigenen irdischen Nutzen eingesetzt haben, weil sie überhaupt nicht mit ihrem Schöpfer gerechnet haben.
Wäre es nicht eine gute Sache, Gott heute noch um Vergebung für alles ichbezogene Denken zu bitten, und ihn danach ehrlich zu fragen: Was willst du, dass ich zu deiner Ehre und zum Wohl meiner Lieben tun kann?
Hermann Grabe