Wie Blinde tasten wir an der Wand entlang, wie Augenlose tappen wir herum. Am hellen Mittag stolpern wir wie in der Dämmerung, wie Tote sind wir mitten im Leben.
Jesaja 59,10
»Nichts wie weg hier!«, schießt es der Familie durch den Kopf. Sie sitzt in ihrem Wohnmobil, während sich in der Tunnelröhre der beißende Qualm eines brennenden Lkw sammelt. Der alte Tunnel in Schweden hat keine Notausgänge, und so müssen sie zum Tunneleingang zurück. Die Familie trennt sich: Die Kinder steigen zu Fremden ins Auto, das dreht und zum Tunnelausgang zurückfährt. Die Eltern kämpfen sich mit geschlossenen Augen mühsam bis zur Tunnelwand vor und laufen an ihr entlang bis zum Tunnelausgang - die Fingerkuppen dabei immer an der Wand.
Die Tunnelwand gab den Eltern eine Orientierungsmöglichkeit. Sie wussten, dass der Kontakt zur Wand für sie lebensrettend war. Nur so konnten sie den Ausgang finden. Sicherlich haben die wenigstens von uns eine solche Extremsituation erlebt, und doch benötigen wir alle - zumindest im übertragenen Sinn - in unserem Leben eine Orientierungshilfe. Doch wo finden wir diese »Wand«, an der wir in unserem Leben entlanglaufen können?
Gott stellt sich in der Bibel als derjenige vor, der »gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebräer 13,8) derselbe ist und sich nicht verändert. Er ist diese helfende Wand, an der wir uns orientieren können. Er möchte die bleibende Konstante in unserem Leben sein. Er weiß um unsere Orientierungslosigkeit. So bietet Gott uns an, uns in unseren alltäglichen Lebenssituationen zu helfen, aber noch mehr: Er möchte auch derjenige sein, der uns nach dem Tod aus dem Tunnel, also diesem irdischen Leben, in sein bleibendes Licht führt. Das ist die Ewigkeit mit ihm, der uns unbeschreiblich liebt. Was für eine Botschaft: Gott führt jeden, der an ihn glaubt, zum rettenden Ausgang!
Ann-Christin Bernack