Er führt sich auf, als sei er der Herr der Welt. Er legt sich mit den stärksten Nationen an und entgeht jedem noch so gewalttätigen Anschlag auf sein Leben. Er knechtet sein Volk unter seinen kriegerischen Willen, und doch bleibt es ihm treu ergeben. Er setzt Frechheit gegen Nachsicht, Stärke gegen Gnade und Undankbarkeit gegen Entgegenkommen. Die Rede ist vom irakischen Staats-Chef Saddam Hussein.
Der Beherrscher des Zweistromlandes an Euphrat und Tigris glaubt nur an sich selbst und ist sich selbst Moral genug, er steht im Mittelpunkt aller Überlegungen. Saddam hat die Geschichte für sich entdeckt und sich selbst zu einer Reinkarnation des großen mesopotamischen Königs Nebukadnezar erklärt. Dem sollen seine Taten entsprechen: Er lässt die alte, vor über 2000 Jahren zerstörte Metropole Babylon in der irakischen Wüste wiedererstehen. In dieser uralten Residenz des Königs von Babel will er sich zum Weltkaiser krönen lassen nach seinem militärischen Sieg über die Streitmacht der USA.
Der alte Nebukadnezar war ein erbitterter Feind Israels. Er zog mit großem Heer nach Jerusalem, nahm es ein und entführte das Volk nach Babylonien, zerstreute es im ganzen Reich. Auch er wurde vermessen und war sich selbst das Gesetz. Aber Gott ließ ihn nur eine Zeitlang gewähren: »Er wurde von den Menschen ausgestoßen und aß Gras wie die Rinder, und sein Leib wurde benetzt vom Tau des Himmels, bis sein Haar wie Adlerfedern wuchs und seine Nägel wie Vogelkrallen« (Daniel 4,30). Dadurch kam Nebukadnezar zur Besinnung und demütigte sich vor Gott. Ob Saddam Hussein wohl auch zur Besinnung kommt? Peter Schäfer von Reetnitz